Das Paderhoz (Badhaus) Wohnsitz und Tätigkeitsfeld des Nennslinger Baders.
Wie schon im historischen Teil bemerkt, findet sich die erste schriftliche Erwähnung einer Badstube im Jahr 1450. Spätere Nennungen kommen mehrfach von 1507 bis 1556 vor, 1574 tritt uns auch der erste namentlich bekannte Bader (mit Namen Georg Körner) entgegen. Er, wie alle seine Nachfolger, sind Besitzer des Badhauses, das sie bei Beginn ihrer Tätigkeit von der Gemeinde bzw. vom Vorbesitzer erwerben müssen. So heißt es z.B.
„1557: Item Lienhard Schnudder, Bader, hat innen die Badstuben zu Markt Nennslingen zwischen Michael Arnold und gegen der Schwemmbruck zu liegend, so er von einer Gemeind um 150 Gulden erkauft.“
Näheres über das Badhaus, das 1673 vom Bader Georg Schmid neu aufgebaut wurde, erfährt man dann im Salbuch 7 von 1692. Dort heißt es:
„1692: Georg Schmids Baders Erben haben innen das Badhaus am äußersten Ort wo man vom Markt heraus will, auf der linken Hand zwischen Balthasar Lugers Garten und dessen eigener Wiesen, ist zehentfrei. Hierzu hat Adam Meilenbeck, gewester Bader (1662 bis 1653) erbaut einen Stadel neben der Badstubn und Badwiesen dafür er von Siegmund Birngruber ein Flecklein erkauft so nicht lehenbar, also auch bedeuter Stadel eigen verbleibt.“ Zusätzlich zu dieser Beschreibung werden auch die nachfolgenden Besitzer des Badhauses bis 1827 genannt. Es sind:
Hans Georg Kennemann († 25.04.1693)
⚭ Barbara Elisabeth
1695
Friedrich Häberlein
1741
Andreas Benkendörfer
1777
Johann Friedrich Benkendörfer
10.11.1784 dessen Wittib Elisabetha, nachher verheiratete Horlacherin
„20. März 1803: Die Hälfte des Guts Daniel Lang mit Ausschluß der beim Horlacher'schen Anteil ganz verbleibenden Badgerechtigkeit und dazugeschlagenen besonderen Äckern, wobei künftig 30 Kreuzer Vermehrungszins von beiden Besitzern Horlacher und Lang, also 15 Kreuzer von jedem, entrichtet werden müssen.“
13. Aug. 1820: Den Daniel Lang'schen Teil übernimmt Heinrich Ammersdörfer. Derselbe verkauft ihn gleich wieder an Christoph Stoll zu Nennslingen.
Den Horlacher'schen Anteil besitzt jetzt Christian Horlacher.
Im einzelnen gibt es über die verschiedenen Besitzer folgende Berichte:
1741
Johann Andreas Benkendorfer († 14.06.1775)
⚭ 31.01.1741 Katharina Schnitzlein zu Alesheim.
Danach Übersiedlung nach Nennslingen.
Sohn Johann Friedrich (* 08.02.1749)
„Andreas Benkendörfer Chirurgus und Bader allhier, ist am 14. Juni 1775 gestorben.“ Der gesamte Besitz wird auf 750 Gulden geschätzt.
15. Okt. 1777: Nachfolger wird sein Sohn Johann Friedrich, der das Anwesen von seiner Mutter um 750 Gulden übernimmt.
1777
Johann Friedrich Benkendörfer (* 08.02.1749, † 22.10.1783)
⚭ 23.09.1777 Maria Elisabetha Rührnschopf (* 27.09.1755 in Thalmannsfeld)
Bereits sechs Jahre später stirbt Johann Friedrich Benkendörfer mit 38 Jahren. Schätzwert von Besitz und Badhaus am 24. Nov. 1783 800 Gulden. Übrig bleibt die 28-jährige Ehefrau mit drei kleinen Kindern. Über den weiteren Weg dieser drei verwaisten Kinder des Johann Friedrich Benkendörfer gibt es 1793 kurze Nachrichten.
05. Sept. 1793: Der älteste Sohn Johann Daniel Eberhard Benkendörfer ist in Weilheim / Bayern ansässig. Die Tochter Maria Katharina hat den Andreas Kipfmüller, Metzger in Nürnberg, und die Tochter Maria Barbara den Lorenz Pfitzinger in Thalmässingen geheiratet.
Wie im Kapitel Bader bereits berichtet, hatte die Witwe Elisabeth Benkendörfer, eine geborene Rührnschopf von der Kappel, den Nachfolger ihres verstorbenen Mannes, den Bader Johann Friedrich Horlacher, in der Zwischenzeit geheiratet. Wie die finanzielle Lage der neuen Familie mit den drei kleinen Kinder aus der ersten und den nun nachfolgenden Kindern aus der zweiten Ehe tatsächlich war, wissen wir nicht. Auf alle Fälle war es keine rosige, denn der Ernährer war ja mit 34 Jahren plötzlich verstorben und hatte in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit keine finanziellen Reserven bilden können, während der neue Bader plötzlich eine Schar Kinder zu versorgen hatte. Auf alle Fälle muß auch nach dem Weggang der Benkendörfer'schen Kinder wenig Geld dagewesen sein, da berichtet wird, daß der Bader Johann Friedrich Horlacher am 23.03.1795 „ein halben Jauchert Acker“ um 75 Gulden verkauft. Es war die Zeit der großen Rezession, wo in Nennslingen allein über 25 Anwesen auf Gant kamen. Auch das Badhaus mit seinem Besitzer Horlacher blieb von dieser Misere nicht verschont. Als Ausweg gab es nur die schon anderweitig geübte Aufteilung des Hauses in zwei Hälften, von denen die eine Hälfte verkauft wurde. So wurde auch hier verfahren. Am 26.03.1803 verkauften die Bader Horlacher'schen Eheleute die Hälfte ihres Guts mit Ausschluß der Badgerechtigkeit an den Schneidermeister Michael Daniel Lang um den inzwischen enorm angestiegenen Preis von 1048 Gulden. Seitdem hat das Badhaus zwei Besitzer: Die Horlacherische Hälfte mit den Nachkommen des Baders Friedrich Horlacher und die Lang'sche Hälfte mit dessen Nachfolger.
Nachfolger von Johann Friedrich Horlacher wurde sein Sohn Christian Horlacher, jetzt nicht mehr als Bader, sondern als Landarzt bezeichnet, der das elterliche Anwesen (ein halbes Wohnhaus) am 20. August 1824 um 300 Gulden kaufte.